Der H2-Masterplan für Ostdeutschland
Der H2-Masterplan für Ostdeutschland
Nachhaltig erzeugter Wasserstoff kann als Energieträger wesentlich dazu beitragen, die Dekarbonisierung voranzutreiben und die Wirtschaft neu zu gestalten. Beim Hochlauf bis 2030 gilt es jedoch, die speziellen Voraussetzungen in Ostdeutschland zu berücksichtigen. Hierzu haben die Fraunhofer-Institute Fraunhofer IEG, Fraunhofer ISI und Fraunhofer IKTS auf VNG-Initiative den „Wasserstoff-Masterplan für Ostdeutschland“ vorgelegt.
Die Studie analysiert Herausforderungen und Potenziale im Aufbau einer ostdeutschen Wasserstoffwertschöpfung und unterbreitet konkrete Vorschläge für ein gemeinsames Vorgehen von wirtschaftlichen, wissenschaftlichen und politischen Akteuren der ostdeutschen Bundesländer in den nächsten Jahren. Ziel dabei ist der erfolgreiche Aufbau einer nachhaltigen Wasserstoffwirtschaft in Ostdeutschland.
Ergebnisse des H2-Masterplans für Ostdeutschland im Überblick
Vielfältige Akteurslandschaft entlang der Wasserstoff-Wertschöpfungskette identifiziert
Bisher konzentrierten sich Studien zur Wasserstoffwertschöpfung in Ostdeutschland auf regional enger begrenzte Räume oder einzelne Bundesländer. Ein umfassendes Bild über Unternehmen, die in Ostdeutschland entlang der Wasserstoff-Wertschöpfungskette aktiv sind, fehlte. Im Masterplan wurde nun erstmals eine gesamtostdeutsche Betrachtung der unternehmerischen Akteurslandschaft vorgenommen. So konnten über 660 Akteure identifiziert und den verschiedenen Bereichen der Wertschöpfungskette zugeordnet werden. Diese umfassende Darstellung wird eine Vernetzung zwischen den einzelnen Akteuren vereinfachen, Synergien schaffen und kann helfen, den Aufbau von Doppelstrukturen oder gar Kannibalisierungseffekten zwischen einzelnen Regionen zu verhindern.
Bundesländer besitzen komplementäre Stärken
Im Masterplan wurden für jedes Bundesland detaillierte Stärken- und Schwächenprofile entwickelt. Im Ergebnis wird deutlich, dass sich diese Profile komplementär ergänzen und ein hervorragendes Fundament für eine bundesländerübergreifende Zusammenarbeit bieten. Insbesondere Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg können große Mengen nachhaltigen Stroms bereitstellen. Beide Länder können zudem fundierte Erfahrungen im Bereich der Kraftwerkstechnik einbringen. In Sachsen-Anhalt existiert eine breite Expertise in der chemischen Industrie und eine hervorragend ausgebaute Gasspeicherinfrastruktur. In Sachsen findet sich eine hohe Kompetenz im Bereich Anlagen- und Maschinenbau; in Thüringen im Bereich Sicherheits- sowie Mess-, Steuer- und Regelungstechnik.
Erstmals wird ein konkretes Wasserstoff-Nachfragepotenzial für Ostdeutschland prognostiziert.
Auf Basis des ostdeutschen Akteursnetzwerks, der Stärken- und Schwächenprofile und eines Simulationsmodells des Fraunhofer ISI wurden drei länderübergreifende Fallstudien entwickelt. Dadurch ist es erstmals gelungen, für Gesamtostdeutschland konkrete Wasserstoffnachfragepotenziale in der Industrie sowie im Verkehr quantitativ und bei möglichen Systemdienstleistungen qualitativ zu ermitteln.
Kurz- bis mittelfristig wird in der ostdeutschen Industrie ein Nachfragepotential von rund 15 TWh insbesondere bei Raffinerien, der Basischemie und der Stahlproduktion gesehen. Weitere 2,3 TWh könnten durch den Einsatz im Verkehrsbereich erschlossen werden. Bis 2050 wird für den Verkehrsbereich ein Gesamtpotential von 12 TWh und für den Einsatz in der Industrie ein Bedarf von 37 TWh prognostiziert. Relevante Wasserstoffpotenziale in der ostdeutschen Industrie liegen somit in den energieintensiven Prozessen, etwa in Raffinerien, in der Chemieindustrie und der Eisen- und Stahlindustrie. Zum Vergleich: Für das Jahr 2030 erwartet die Bundesregierung auf Basis der nationalen Wasserstoffstrategie einen Wasserstoffbedarf von ca. 90 bis 110 TWh deutschlandweit.
Mehr als 50 Maßnahmenvorschläge sollen für erfolgreichen Wasserstoff-Markthochlauf sorgen
Um diese Wertschöpfungs- und Nachfragepotenziale schnellstmöglich anzureizen und auch erfolgreich auszuschöpfen, wird den ostdeutschen Landesregierungen die Umsetzung von mehr als 50 konkreten Maßnahmen empfohlen. Diese reichen von der Entwicklung spezifischer Genehmigungs- und Zulassungsverfahren, über die Veränderung von Beschaffungsrichtlinien bis zur Entwicklung konkreter Bildungsangebote.
Um die länderübergreifende Zusammenarbeit bei Themen der Wasserstoffwirtschaft nachhaltig zu fördern, wird im Masterplan auch die Gründung einer ostdeutschen Wasserstoffagentur vorgeschlagen. Dadurch könnte eine stetige politische Koordination über die Grenzen der Bundesländer hinweg gewährleistet und die Verzahnung zwischen Unternehmen, Wissenschaft und Politik sichergestellt werden. Ziel der Wasserstoffagentur ist es zudem, die Unternehmen der unterschiedlichen Sektoren und Wertschöpfungsstufen zusammenzuführen und eng zu begleiten. Dadurch soll es gelingen, entsprechend große unternehmerische Vorhaben in eine erfolgreiche Umsetzung zu führen.